«Ohne Verpackung ist alles nichts»

    Die Anforderungen an eine effiziente Verpackungslösung sind gross. Eine Herausforderung dabei ist die Nachhaltigkeit. Im Rahmen der Corona-Krise hat sich die Sicht auf die Verpackung allerdings etwas differenziert und die klassische Funktion des Schutzes ist wichtiger denn je.

    (Bilder: zVg) Wie können Verpackungen im Kreislauf gehalten werden? Dies ist eine der grundlegenden Herausforderungen der Branche, um den Ausbau der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz weiter voranzutreiben.

    COVID-19 beeinflusst unseren Alltag stark. So kauften Herr und Frau Schweizer beispielsweise mehr Lebensmittel als üblich. Die Regale wurden laufend nachgefüllt, es fehlt an nichts – das ist nicht zuletzt durch Verpackungen möglich, die den schnellen und geschützten Transport der Lebensmittel gewährleisten und so eine logistische Mammutaufgabe bewältigen helfen. Sie schützen die wertvollen Lebensmittel und Produkte, teilen sie in unterschiedliche Portionen auf und ermöglichen entlang der Lieferkette ein einfaches Handling. In den Wochen und Monaten vor der Corona-Krise waren Verpackungen in der Öffentlichkeit allerdings sehr stark in die Kritik geraten und teilweise nur noch als lästiger und unnötiger Abfall empfunden worden. «Wir denken, dass gerade die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Verpackungen für die Versorgung der Bevölkerung unabdingbar sind: sie schützen das verpackte Gut, verlängern die Haltbarkeit von Lebensmitteln, garantieren eine einwandfreie Hygiene und unterstützen den Warentransport von A nach B, um nur einige Funktionen zu nennen» erklärt Stephan Bitterlin, Geschäftsführer des Schweizerischen Verpackungsinstitutes SVI. «Bei Arzneimitteln, medizinischen Hilfsmitteln und allen Produkten, die für die medizinische Versorgung der Bevölkerung essenziell sind, helfen Verpackungen sogar Leben retten.» Zudem beobachtet man, dass die Verbraucher angesichts des Corona-Virus und der Angst vor einer Ansteckung tendenziell lieber verpackte Produkte kaufen als unverpackte. «Verpackung ist zwar nicht alles, aber ohne Verpackung ist fast alles nichts.»

    Der Verband will mit einer einheitlichen und starken Verpackungsbranche dem Imageproblem der Verpackungsmaterialen – vor allem wenn es um Nachhaltigkeit geht – entgegenwirken. «Jede Verpackung hat Vor- und Nachteile. Hier wollen wir als Branche noch besser informieren», sagt Bitterlin.

    Stephan Bitterlin, Geschäftsführer des Schweizerischen Verpackungsinstitutes SVI: «Wir denken, dass gerade die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Verpackungen für die Versorgung der Bevölkerung unabdingbar sind.»

    EU setzt hohe Ziele
    Verpackungen kommen heute sehr smart daher. «Heute haben wir funktionstüchtige Verpackungen mit ausgeklügelten Barrieresystemen bei minimalem Materialeinsatz.» Dabei spielen primär der Schutz sowie Transportierbarkeit der Ware eine Rolle. Allerdings sind Aspekte wie Marketing und Convenience in den letzten 20 Jahren immer wichtiger geworden: «Ein grosses Thema in unserer Branche ist zurzeit die Kreislaufwirtschaft. Dazu gehören Recycling, Nachhaltigkeit, Emissionen und Klimawandel.» Eine grosse Herausforderung in diesem Bereich ist die «Europäische Strategie für Kunststoff in der Kreislaufwirtschaft», welche hohe Ziele in Sachen Recycling setzt. Damit verlangt die EU, dass bis zum Jahre 2030 nur noch wiederverwendbare oder rezyklierbare Kunststoffverpackungen auf den Markt kommen. «Um das zu erreichen, müssen wir uns auf Monomaterialien respektive Monokunststoffe beschränken. Konkret bedeutet das, dass drei bis vier Funktionsschichten verschiedener Kunststoffe wegfallen, die eine einheitliche Barriere gegen Sauerstoff, Gase und Aromen bilden und dazu stichfest, geschmeidig und verschweissbar sind», so Bitterlin. Und er ergänzt: «Oder die Industrie schafft es, Verbundmaterialien künftig effizient, einfach und günstig zu trennen. Heute ist dies jedoch noch nicht möglich.» Doch was macht eine gute Verpackung aus? Dies erklärt Bitterlin mit einem einfachen Beispiel aus der Natur – der Banane: «Sie sind portioniert, es gibt sie im Multipack, sie sind einfach zu öffnen, lassen sich leicht entsorgen und zeigen dazu noch, wie frisch der Inhalt ist.»

    Das SVI bildet Verpackungsspezialisten aus
    Ein Kernthema des SVI ist die Aus- und Weiterbildung. Dazu Bitterlin: «Wir sind der führende Partner für die berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung in der Verpackungswirtschaft. Unser Ausbildungsprogramm ist stufengerecht, praxisorientiert und umfassend. Unsere Absolventen nehmen wichtige Schlüsselpositionen ein und sind so ein Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Verpackungswirtschaft.» Dieses Jahr absolvieren 12 Packaging Manager HFP ihre Ausbildung. Diese dauert berufsbegleitend knapp zwei Jahre mit rund 680 Lektionen. Weitere Weiterbildungsmöglichkeiten sind eintägige Einführungsseminare in das Verpackungswesen, mehrtätige Grundlagenseminare sowie thematische Seminare zu lebensmittelsicheren Verpackungen. Ein grosses Thema in der Branche ist die Digitalisierung, die bereits längst eingeführt ist. «Viele digitale Prozess werden auf hohem Niveau optimiert. Doch das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft», so Bitterlin.

    Die Branche, die sich auf politischer Ebene für schweizweit gleiche Sammelstellen einsetzt, hat allerdings noch viele Entwicklungsmöglichkeiten. «Wir arbeiten an neuen Technologien, um noch nachhaltigere Produkte zu entwickeln», so Bitterlin. Allerdings sei die Verpackung in der gesamten Wertschöpfungskette das kleinste Übel. Vielmehr liege die Herausforderung in der Herstellung des Produktes, des Inhaltes sowie im Transport. Aber dazu müssten die Konsumenten mit ihrem Anspruch «Alles in jeder Grösse, jeder Farbe und Form überall und jederzeit erhalten zu können» in die Pflicht genommen werden, denn die Verpackungsbranche produziert nur, was verkauft werden kann und nicht umgekehrt.

    Corinne Remund

    Weiter Informationen:
    www.svi-verpackung.ch


    DAS MACHT DER SVI

    Innovationskraft stärken und fördern

    Das Schweizerische Verpackungsinstitut SVI ist die packstoffneutrale Dachorganisation der schweizerischen Verpackungswirtschaft. Das SVI wurde 1963 gegründet mit dem Ziel, die Materialprüfung, das Versuchswesen, die Forschungsarbeiten sowie den Erfahrungsaustausch in allen Verpackungsfragen zu intensivieren und somit den technischen Fortschritt zu fördern. Das SVI repräsentiert den gesamten «life cycle» der Verpackung und fungiert als Partner zwischen Behörden, Medien, Konsumenten und Verpackungswirtschaft. Durch seine packstoffneutrale Ausrichtung fördert das SVI ganzheitliche Verpackungslösungen. Ziel ist es, die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Verpackungswirtschaft zu stärken und nach aussen zu präsentieren.

    Wettbewerb für innovativste Verpackung
    Dabei stehen die Mitglieder im Mittelpunkt. Sie erhalten in allen branchenspezifischen Belangen umfassende Informationen und Beratung. Mit Netzwerk-Plattformen wie Messen und Tagungen werden Begegnungen und Zusammenarbeit unter den Mitgliedern gefördert. Zudem ist der Verband der führende Partner für die berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung in der Verpackungswirtschaft. Dabei können die Unternehmen ihre Fachkräfte auf verschiedenen Stufen nach ihren Bedürfnissen aus- und weiterbilden. Jährlich vergibt das SVI den Swiss Packaging Award, den Preis für die innovativste Verpackung in der Schweiz. Er ist ein wichtiges Marketing-Tool für die Unternehmen und zudem ein Barometer für Innovationen im Verpackungsbereich. Dabei werden neue Entwicklungen und Trends der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Gewinner sind automatisch für den Wettbewerb um die beste Verpackung der Welt, den Worldstar Award der World Packaging Organisation zugelassen.

    Der Verband hat rund 130 Mitglieder. Es sind zu 90 Prozent KMU, die vor allem in der verpackungsherstellenden und abpackenden Wirtschaft tätig sind. Die Branche generiert jährlich einen Umsatz von rund 7 Milliarden Franken.

    CR

    Vorheriger ArtikelTotz Corona – finanziell über Wasser bleiben
    Nächster ArtikelLokal einkaufen nach dem Lockdown